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HBX Tipps zur Vermeidung Messschwankungen bei tiefen Frequ. (Audio-Messtechnik)

GMatz ⌂, Sonntag, 03. Dezember 2017, 19:34 (vor 2547 Tagen)

So vermeiden Sie Messschwankungen bei tiefen Frequenzen in der MLS-Messung

Die Messung muss in hoher Lautstärke durchgeführt werden!
Sie müssen den Verstärker richtig laut aufdrehen so das ihr Lautsprecher so um die 90 bis 94 dB absoluten Schallpegel abstrahlt. Ich schreibe die 90 bis 94 dB so als gefühlten Anhaltspunkt, das man den Pegel schon als sehr sehr laut empfindet. ( Das Chassis muss es natürlich laut Datenblatt aushalten können ;-) )

Theoretischer Hintergrund ist der, dass zum einen die tieferen Frequenzen auf Grund ihrer langen Wellenlänge statistisch mit viel weniger Perioden in einer Messung auftauchen als hohe Frequenzen und zum anderen der Grundgeräuschhintergrundpegel, der auch in scheinbar ruhigen Räumen bei tiefen Frequnzen mal eben 45dB betragen kann. Man kennt das aus dem Echtzeit Terzanalyser wo die unteren Balken bei 63Hz, 128Hz ... ständig zappeln. Deshalb hat man früher mit rosa Rauschen viele Messungen gemacht und dann gemittelt, wodurch sich im Mittel dann der korrekte Frequenzwert für tiefe Frequenzen ergeben hat.
Bei dem MLS-Messverfahren wird nicht gemittelt. Deshalb ist ein hoher Störsignal zu Nutzsignal Abstand besonders bei tiefen Frequenzen sehr wichtig und das erreicht man, mit sehr hoher Lautstärke. Achtung --> Soundkarteneingang verträgt bis zur Übersteuerung nur 1 V. Der Zerstörungspegel liegt meines Wissens bei ca. 4,5V. Der rechte Referenzkanal der vom Verstärker kommt, muss somit über einen Spannungsteiler/ Poti auf 0,9V abgesenkt werden.

Bei Einzel Chassismessungen kann man schön nah ans Chassis rangehen ( ca. 20cm je nach Chassis Durchmesser ) so das der Direktschall den Hintergrundschall eindeutig überwiegt. Da sollten dann so etwas über 80dB absoluter Schallpegel reichen. Bei Lautsprechervollbereichsmessungen muss man leider über > 1m Entfernung gehen und fängt sich deutlich mehr Hintergrund-Störpegel ein.

Desweiteren gilt, ein größeres FFT-Fenster > 2048 , (z.B. 4096) ist leicht positiv für stabilere Messungen bei tieferen Frequenzen, erkauft wird das allerdings damit, das man mehr Reflexionsanteile dann drin hat. Deshalb muss man dann im Frequenzdiagramm die Kurve unbedingt glätten.

Für stabile vergleichbare Messungen muss natürlich der FFT-Fensteranfang immer genau gleich vor dem Impulsantwort Anfang positioniert werden.

Letzten Endes gibt es noch Sampleraten welche exakter sind als andere. Das bekommt man heraus, wenn man in Kalibrierverkabelung verwendet, also Line-Out Ausgänge mit Line-IN Eingängen verbindet ( ohne Verstärker) und die MLS-Messung mal mit verschiedenen Sampleraten durchführt. Die Samplerate die den schmalsten Nadelimpuls ( oder Dreieck Impuls wenn man stark reinzoomt) mit linearsten Frequenzgang ergibt, ist die Beste. Das ist dann die exaktere Hardwaretakt-Samplerate des Soundchip. Es gibt nämlich Sampleraten, die werden künstlich durch Resampling erzeugt, welche leicht schwanken.

Nicht entscheidend, aber dennoch positiv wirkend ist, wenn die Pegel am li. und re. Kanal am Line-IN ungefähr bei gleicher Aussteuerung liegen. Also das Signal vom Mikrovorverstärker das auf den li. Kanal des Line-IN geht und das Refernz-Signal welches vom Endverstärker kommt und auf den re. Line-IN Kanal geht. Ungünstig wären also z.B. 20% Aussteuerung am li. Lin-IN und 80% am re. Line-IN. Sowas sollte man vermeiden. Günstig wären Verhältnisse wie 40% zu 60% oder perfekt 50% zu 50%.

G. Matz

Tags:
MLS, Messschwankung